Warum nehme ich mich dieses Themas an?

Alkohol kann im Leben einiger ADHS Betroffenen eine dominate Stellung einnehmen. ADHS spielt in den Wecheljahren noch mal eine besondere Rolle. Deswegen liegen mir beide Themen am Herzen.

Wer schon mal nach Wechseljahressymptomen gesucht hat, wird nicht nur ununterbrochen auf kommerzielle Seiten gestoßen sein, vor allem irgendwann den Eindruck haben, sie schreiben alle voneinander ab. Erst, wenn man dann auf vom Mittelverkauf unabhängige Seiten stößt, bekommt man zusätzliche Informationen, die nicht überall gebetsmühlenartig gleich aufgelistet werden und die wahrscheinlich jede Frau in der Perimenopause inzwischen runterbeten kann, auch dann, wenn sie es gar nicht betrifft. So frage ich mich inzwischen, ob es normal ist, keine Hitzewallungen zu haben. Ja, natürlich ist es.
Aber die Wechseljahre haben auch ein paar Symptome, von denen man selten liest. Und von einem möchte ich hier berichten, weil ich lange gebraucht habe, bis ich den Zusammenhang mit den Wechseljahren begriffen habe und den viele Frauen in meiner Altersphase auch nicht kennen:


„In den Wechseljahren vertragen Frauen nicht mehr so gut Alkohol“


Und dabei ist nicht gemeint, das man im Alter eh’ schlechter Alkohol verträgt: es geht speziell um die Wechseljahre. Man merkt es einmal daran, dass man nach einem Glas Wein noch schlechter schläft als man es eh schon in den Wechseljahren tut und andererseits, dass es einem viel schneller zu Kopf steigt.
Ich bin jetzt 54 und seit einigen Jahren reichen zunehmend immer kleinere Mengen, dass ich mich sofort beschwipst fühle. Inzwischen genügt ein Glas Weißwein, dass ich bereits eine schwere Zunge bekomme. Ich fahre aufgrund dieser Selbstbeobachtung sogar schon seit langem nicht mehr Auto nach einem Schluck Wein, und traue mich nach einer halben Flasche Bier nicht mal mehr auf’s Fahrrad oder den Trettroller. Zwar weiß man ja, dass man im Alter weniger verträgt, aber so extrem? Das habe ich bei Männern in meinem Alter nie beobachtet. Ich habe mich fast beunruhigt gefragt, ob ich ein Problem mit der Leber bekommen habe.
Mit der Leber hängt es tatsächlich zusammen, aber anders, als ich sorgenvoll dachte. Es liegt an dem veränderten Hormonhaushalt, der dazu führt, dass zu Beginn der Wechseljahre Progesteronspiegel sinkt und das Östrogen steigt – letzteres wird jedoch in der Leber abgebaut. Die hat nun mit dem Östrogen alle Hände voll zu tun und der Alkohol wird derweil langsamer abgebaut. Irgendwo muss man ja Abstriche machen. Durch einen verlangsamten Stoffwechsel bleibt also der Alkohol länger im Blut – und steigt sofort zu Kopf. Und hat so übrigens auch Einfluss auf den Schlaf. Wer also sowieso in den Wechseljahren schlechter schläft, sollte erst Recht auf Alkohol verzichten, der macht es noch schlimmer. Aber es wird wohl nach der Menopause dann wieder besser, was logisch erscheint: denn irgendwann sinkt ja dann im Laufe der Wechseljahre auch zusätzlich der Östrogenspiegel, nach dem bereits gesunkenen Progesteron. Und dann hat die Leber wieder mehr Zeit und Kapazitäten für den Alkohol.


Das beste Mittel gegen das Altern und Krankwerden: Keinen Alkohol trinken


Dennoch möchte ich hier eine Lanze brechen, spätestens mit Beginn der Wechseljahre auf Alkohol zu verzichten. Aus einer Handvoll Gründe:

  • Erstes Argument: Die Leber ist in den Wechseljahren eh bereits sehr gefordert und braucht nicht noch zusätzlich die Belastung durch den ständig im Blut kreisender Alkohol.
  • Zweites Argument: In den Wechseljahren ist man sowieso Stimmungsschwankungen, schlechtem Schlaf, depressiver Verstimmung, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Gewichtszunahme etc. ausgesetzt: das alles wird durch Alkohol nachweislich noch verstärkt. Das Glas Wein muntert eben nicht auf, sondern zieht einen noch weiter runter. Außerdem lässt er einen zudem noch mehr aufgehen – und zwar genau an den Stellen, wo man es in der Peri- und Meopause sowieso verstärkt ansetzt: an der Taille. Und wenn die Leber eh’ mit Östrogenen beschäftigt ist, kann sie noch schlechter Fett abbauen – der Alkohol macht also doppelt dick.
  • Drittes Argument: Mit den Wechseljahren steigt sowieso die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs und Alkoholkonsum ist einer der größten Risikofaktoren überhaupt für diese Krebsart (ich gebe keine Quellen an, das kann jeder nachlesen, wenn er Risikofaktoren+Brustkrebs eingibt). Gegen die Hormonachterbahn in den Wechseljahren kann man nichts machen, das ist naturgegeben. Aber sein Risiko einer Brustkrebserkrankung willentlich zu potenzieren, indem man darauf noch ein Gläschen kippt, ist einfach nur dumm – oder man ist süchtig.
    Gleiches gilt übrigens für Herzkreislauferkrankungen. Frauen sind durch ihre Hormone weniger anfällig für Herzinfakt und Schlaganfälle. Aber dieser Schutz verschwindet mit der Menopause. Und dass Alkohol einer der wichtigsten Auslöser für Herz-Kreislauferkrankungen ist, weiß vermutlich inzwischen jeder. Auch hier potenziere ich mein Risiko, wenn in den Wechseljahren und danach weiter Alkohol konsumiere wie zuvor.
  • Viertes Argument: Regelmäßiger Alkoholkonsum macht alt. Noch älter, als einen die Wechseljahre eh werden lassen. Falten können schön sein, aber fahle, unreine Haut, Couperose, aufgedunsenes Gesicht und Tränensäcke sind es eindeutig nicht.
  • Fünftes Argument: Wenn man von ADHS betroffen ist, hilft einem Alkohol nur scheinbar: eigentlich verstärkt es sogar einige der ADHS Symptome, erst Recht in den Wechseljahren. Aber dazu schreibe ich in einem anderen Text mehr.

Fazit: Ich für meinen Teil verzichte nun möglichst ganz auf Alkohol. Wem das schwer fällt (gerade Menschen mit ADHS haben ein besondere Anfälligkeit für Süchte und ja, mir fällt es tatsächlich schwer), sollte sich Gedanken machen – aber auch das ist ein anderes Thema.

Referenzen:
Viel habe ich im Netz zu dem Thema nicht gefunden, zum Beispiel diese Seite hier: https://freizeit.at/cm/alkohol-und-die-wechseljahre-eine-expertin-erklaert-worauf-man-achten-sollte/402527350. Mir gefällt der Artikel nicht besonders, weil er dann doch darauf hinausläuft, dass sie ein Produkt gegen Wechseljahresbeschwerden verlaufen wollen, dass dann auch den Alkohol besser verträglich macht – als sei das das erstrebenswerte Ziel.
Vor allem möchte ich aber auf einen Youtube-Kanal einer Gynäkologin, Dr. Suzann Kirschner-Brouns, verweisen, die auch auf Instagram mit einem speziellen Wechseljahreskanal aktiv ist. Sie ist selbst in den Wechseljahren und ich kann alle ihre Beiträge zum Thema nur jeder Frau in dieser Lebensphase ans Herz legen.

https://www.youtube.com/shorts/2nLnhMhTlGg
https://www.youtube.com/shorts/r-hCO2RbMZw

Wenn jemand weitere Quellen und Artikel hat, mir gern zukommen lassen. Ebenso gern eine Meinung angeben, wenn jemand medizinisch ausgebildet ist und sich mit dem Thema schon ausführlicher beschäftigt hat.

Wer sich als Nicht-Mediziner auf einer einzigen Seite richtig ausführlich über die Prä-, Peri- und Postmenopause informieren will, ohne drei Duzend durchzulesen, dem empfehle ich die Seite auf netdoktor.

Wer mit dem Alkohol aufhören möchte und wem Bücher dabei helfen, dem empfehle ich die folgenden ganz besonders, weil sie sich einfach toll so herunterlesen lassen, mit Humor und Leichtigkeit geschrieben sind und doch den Finger da reinlegen, wo es weh tut.

  • Daniel Schreiber: Nüchtern – Über das Trinken und das Glück (Ein absolutes Lesevergnügen)
  • Mimi: Trinkerbelle: Mein Leben im Rausch (Sehr humorvoll, nicht umsonst Spiegelbesteller)
  • Catherine Gray: Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein: Frei und glücklich – ein Leben ohne Alkohol (Von allen Büchern hier das schwer verdaulichste)
  • Susanne Kaloff: „Nüchtern betrachtet war’s betrunken nicht so berauschend – ein Trip in die Freiheit“ (Sie geht vor allem darauf ein, wie ihre Umgebung darauf reagiert hat – mit viel Unverständnis und Vorwurf. Ich habe dann allerdings nie verstanden, warum sie nach einem Jahr Nüchternheit, die sie in dem Buch feiert, dann wieder angefangen hat – was nicht im Buch vorkommt, aber was sie in Interviews später gesagt hat)
  • Und last but not least: Nathalie Stüben: Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens: Erkenntnisse, die ich gern früher gehabt hätte

Ich nenne Nathalie Stüben nicht umsonst am Ende: nicht, weil ihr Buch an letzte Stelle gehörte, im Gegenteil, sondern weil Nathalie es zu ihrer Aufgabe und ihrem Beruf gemacht, anderen bei der Abstinenz zu helfen. Sie hat einen spannenden Podcast „Ohne Alkohol mit Nathalie“ und einen gleichnamigen Youtube Kanal und außerdem zwei Online Programme, die einen gut unterstützen können. Auch, wenn man kein Alkoholiker ist, aber eben dennoch merkt, es fällt schwer, es einfach zu lassen. Das gilt übrigens für alle von mir aufgeführten Bücher.

Wer sich grundsätzlich für das Thema „Drogen“ interessiert, ohne den erhobenen Zeigefinger, den lege ich den Podcast von der Suchtberaterin und – inzwischen -therapeutin Stefanie Bötsch „Psychoaktiv – der Drogen Podcast“ ans Herz.